Historische Rebsorten eine Chance für den modernen Weinbau

Die Mitglieder der Interessengemeinschaft Pfälzer Kellermeister informierten sich bei der Besichtigung der Rebanlagen und der dazu ausgebauten Weinen in der Rebschule U. Martin in Gundheim über schon verloren geglaubte, historische Rebsorten.
Im Projekt HISTORISCHE REBSORTEN haben sich hochengagierte und fachlich versierte Spezialisten zusammengefunden und versuchen mit ihrer Arbeit zielgerichtet die alten Rebsorten zu erkunden und wieder anzupflanzen.
Der Geobotaniker Andreas Jung sucht und erforscht alte, häufig in Vergessenheit geratene Weinreben und bildet so die Grundlage für die Arbeit des Rebenzüchter Ulrich Martin, der die einzelnen Rebenfunde in seiner Rebschule anbaut und vermehrt, so dass interessierte Winzer diese im Versuchsanbau anpflanzen und die Weine zum Verkauf anbieten können.
Im Vordergrund stand als Erstes die Frage; Warum sind diese alten Schätze verloren gegangen, warum wurden sie nicht weiter kultiviert.
Hier gibt es sicher eine Vielzahl an Gründen.
Durch die Zuchtziele der Rebenzüchtung, wie Erreichung einer höherer Erntemenge, oder Minderung der Anfälligkeit für Krankheiten wurden unsere Rebsorten immer spezieller und die Anzahl der Sorten minimiert.
Des Weiteren darf man geschichtlich gesehen nicht den Einfluss von politischen Gegebenheiten vergessen. Ganze Weinbaugebiete wurden auf Gebot der regierenden Kurie auf eine Rebsorte, mit Auswirkungen bis zum heutigen Tag, umgestellt.
Maßgeblich waren über die Jahrhunderte gesehen mit Sicherheit auch klimatische Umstände, warum bestimmte Rebsorten nicht weiter angebaut wurden. Tropische Bedingungen, Eiszeiten, Überschwemmungen führten zu extremen Anforderungen bis hin zum Totalverlust von bestimmten Sorten in ganzen Regionen.
Letztendlich überlebt haben diese historischen Rebsorten, wenn auch teilweise nur in Einzelexemplaren, da sie eine hohe Widerstandfähigkeit gegen eine Vielzahl von Beeinträchtigung aufzeigen.
Weil ihre Anbauweise, anders als heute, im gemischten Besatz erfolgte und so unterschiedliche Sorten sich ergänzen und gegenseitig stärken konnten.
War das nicht gelebte Biodiversität?
Ein Wort, dass heute fast in jeder Munde ist, wenn über Klimaschutz und Pflanzenbau gesprochen wird?
Hier schließt sich der Kreis und damit auch die Rechtfertigung des Projektes HISTORISCHE REBSORTEN.
Hinsichtlich der Vermarktungsmöglichkeiten solcher besonderer Rebsorten, die für alle Sommeliere und Verbraucher einen bestimmten Reiz ausüben, bereichern diese autochthone (alteingeborene) Rebsorten jedes Weinangebot eines Weinguts und einer Weinkarte in der Gastronomie.
Interessanterweise spricht man weltweit in allen Weinbauregionen gerade bei der Weinbeurteilung immer noch von der autochthonen Rebsorten, die jedem Gebietstyp ein bestimmtes Profil verleiht.